Klangturm 2009 - "Klang bewegt"
Installation im Klangturm St.Pölten in der Saison 2009, zum Thema „Klang bewegt“. Biofeedback Module als Medium zur Darstellung von Koppelungseffekten zwischen Besuchern und einem Kunst (Didaktik) Modell, eines interaktiven Erlebnis- und Wahrnehmungsraums.
Biofeedback Koppelung - „Mensch - Maschine – Artefakt/Komposition“
„Das eigentliche Problem lautet nicht: ‘Wie, wenn überhaupt, können Maschinen den menschlichen Geist nachahmen?’, sondern: ‘Wie beruht ebenjene Identität des menschlichen Geistes auf äußerlichen mechanischen Zusätzen? Wie inkorporiert er Maschinen?’“
(Slavoj Zizek)
Bioindikative Rezeption
Die Installation realisiert durch biosensorische Abnahmen die Dekonstruktion von Sound Samples (Kompositionen) und auf Basis wahrnehmungsbedingter eigener Körperzustandsveränderungen einen unmittelbar umgesetzten Effekt in Sound und Raum.
Das Erleben der eigenen Einflussnahme auf „mentaler“ (bioelektrischer) Ebene eröffnet dem Besucher eine vom Status des reinen Betrachters losgelöste Position des „integrierten“ Akteurs, welcher wiederum selbst Parameter auf dem Wege der Wahrnehmung (Rolle, Thema, Visualisierung, Sonifikation) entgegennimmt. Der resultierende Mensch-Maschine-Kreislauf lädt den Besucher zum spielerischen Experimentieren mit dem thematischen Gesamtkontext ein und eröffnet das der Biofeedback-Methode zugrunde liegende Erleben der eigenen, neurobiologischen Vorgänge.
mind.mooves ist in der 2. Klangturmebene realisiert, die Besucher „Nutzer“ generieren dort anhand ihrer biologischen Indikatoren Sound und interagieren mit und durch diesen. Dieser ist dem eigenen „Körpersound“ angepasst und wird auch mehrpersonale Interaktionen in der vorliegenden Installation ermöglichen. Das Ergebnis ist künstlerisch und datentechnisch einzigartig und wird nur durch Mitwirkung des Besuchers ermöglicht.
Die Option von Steuerungsmöglichkeiten eines 3-teiligen Musikstückes durch einen (den eigenen) biologischen Organismus, soll demonstrativ Möglichkeiten einer innovativen Betrachtung von Prozessen zwischen „Mensch“ und „Maschine“ aufzeigen und eigene „Seinszustände“ als „Remix“ Prozess hör und erlebbar machen.
Das Verfahren
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Biofeedback, Galvanic Skin Respone
mind.mooves greift auf Erkenntnisse der Biofeedback-Methode zur Darstellung neurobiologischer Vorgänge zurück - konkret mittels Galvanic Skin Respone (GSR) - der Messung der elektrischen Leitfähigkeit der Hautoberfläche.
Nun sind diese Leiteigenschaften unserer Hautoberfläche individuell sehr unterschiedlich und grundsätzlich zu trennen in einen tonischen Messwert - welcher als der jedem Menschen zu eigene Basislevel an “Leitfähigkeit” betrachtet werden kann, spontanen Schwankungen desselben die individuell alle 1-3 Minuten auftreten, und phasischen - ereignisbasierten Schwankungen die auf Stimulation von Außen (Wahrnehmung) oder auch Innen (Gedanken, Entspannungsgrad, ..) zurückzuführen sind. Diese zeichnen sich durch ein 10-20 sekündiges Ansteigen der Leitfähigkeit aus nach welchem der Hautwiderstand wieder zum tonischen Basislevel zurückkehrt. Jeder Reiz, sei es ein akustischer, ein optischer, ein Duft, eine Erinnerung, ... ruft in uns Reaktionen auf physiologischer Ebene hervor die sich der willkürlichen Einflussnahme entziehen, weil vom zentralen Nervensystem gesteuert. Die elektrodermale Aktivität der Hautoberfläche korreliert demnach (und erforschter Weise) mit der Intensität der Stimulation.
Steuerung, Software
Grundlegender Impuls der Steuerlogik ist ein akustisches Signal im Bereich von 10-30000Hz, vom Sensor kommend. Dieses wird per Software für verschiedene Auswertungsverfahren aufbereitet und in Form logischer Schaltungen zur Ansteuerung der Audio- und visuellen Inhalte in den Gesamtkontext eingebunden.
Stimulation und Entspannung
Das Ambiente der Installation gibt dem “Erschaffen” der Komposition auf Basis neuronaler Aktivitäten ein entsprechend „reizarmes“ Auditorium. Die interagierende Projektion zielt auf Sammlung und Entspannung der Mitwirkenden ab, ein hohes Maß an Entspannung verspricht eine klare Resonanz auf akustische Wahrnehmung und die eigene “Funktion” im Gesamtkontext.
Komposition
Die Komposition strukturiert sich in 3 komponierte Soundsamples, je einer Matrix aus 81 Effekt-Patterns, der Zeitkonstante und vordefinierten Zeitraumqualitäten. Ein mehrdimensionales Werk das sich über den/die Mitwirkenden als Mittler selbst parametrisiert und schier unendlich variiert erleben lässt.
Umsetzung
Alois Huber http://www.aloishuber.com,http://www.laton.at
Martin Dürauer http://md.masreh.org
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