lic.tron – Die intime Mensch-Maschine Kooperative

biofeedback in artistic context

think about instruments

Die Idee des Musikinstruments ist wohl älter als der moderne Mensch selbst, vermutlich motiviert aus dem Wunsch Laute und Geräusche aus der Natur nachzuahmen und so die Umwelt zu beschreiben und damit ein Stück weit zu entzaubern, zu entmysthifizieren, hereinzunehmen in die eigene – damals vermutlich noch sehr kollektiv gestrickte - Existenz. Noch heute nutzen wir archaische Instrumente wie Pfeifen, Schellen, Ratschen und Schlaginstrumente in den Fastnachtritualen, am Fußballplatz oä. - und damit einen Ritus der uns schon 40.000 Jahre oder länger begleitet. Mancher Dinge vergewissern wir uns damit auch heute noch auf rituellem Wege und stellen die errungenen Kausalitäten hinten an, und sei es nur zum Verabschieden der Jahreszeiten oder um einem ersehnten Sieg den Weg zu bereiten, um unserer Erwartung Gestalt zu geben in einem Prozeß der Ungewissheit.

Seit der Antike beschreiben wir den Ursprung der Musik selbst als von verschiedensten Gottheiten indiziert, ein unweigerlicher Schluß, und Pythagoras hat uns die harmonikalen Visionen seiner Zeit in die Form des Monochords verpackt, wo sie bis heute wirksam blieben und hinauswirken auf unser Denken und Schaffen, es proportionieren, ordnen und harmonisieren – hier sei nur Johannes Keplers Weltharmonik (Harmonices mundi libri V, 1619) erwähnt oder gegenwärtige Konzepte wie global scaling.

Ab der Antike nun, treten die Musikinstrumente auch in den Dienst des ästhetischen Ausdrucks und vollziehn damit die Wandlung vom Ritus zur Kunst. In etwa zur gleichen Zeit – nehmen wir 500 v. Chr. als Leitwert – entwickelt sich in Indien das Konzept des Nada Brahma und wird in den Upanishaden als Wesen der Welt festgeschrieben – vermutlich aus einem gewissen Anspruch des „hinter die Dinge blickens“ heraus - Alles schwingt. Und auch dieses Konzept begleitet uns seither und erfreut sich kulturenübergreifend zunehmender Beliebtheit (Bsp. Klangtherapie).

Heute finden wir im Musikinstrument beide Tendenzen als gültig, in einer Synthese aus akribischst perfektioniertem, technischem Hilfsmittel (bsp. Stradivari) und mystisch-rituellem Fetisch (zb. Gong).

Nun wollen wir davon ausgehn, daß wir alle eine sehr starke musikalische Tradition aufweisen – einerlei ob wir diese nun aktiv weiterpflegen oder nur rezipierend an ihr teilhaben, durch die Schlaflieder unserer Kindheit, etc. - wir tragen ein Erbe aus Tonfolgen, Harmonien und Rhythmen in uns. Und weiter gestalten wir diese mit Bildern aus, mit der Perücke Mozarts, der Stratocaster Hendrix` oder der Zither unserer Großmutter. Nur nebenher sei erwähnt, daß Synästhetiker die Schranken zwischen Hören und Sehen oft gänzlich fallen lassen.

Diese Cocktails aus Reizen, Sinneseindrücken und Assoziationen definieren unsere Empfindungen, beschwören unsere Prägungen. Die Aura des Persönlichen und Genialen, welche die Großen Musiker unserer und vergangener Zeiten umgab beruht oft auf dem exzessiven, übersteigerten Gebrauch tradierter Techniken (bsp. Paganini) und weniger auf bahnbrechenden Neuorientierungen. Musik weckt in uns das vertraute Unbestimmte, und darin liegt ihr Reiz. Ob dieses Erwachen über feinst nuancierte Melodien oder archaisch stampfende Trommelrhythmen indiziert wird ist beinah schon als Nebensächlichkeit zu verorten.

 Vor diesem Hintergrund wollen wir nun überleiten, ein Instrument zu ersinnen mit dem Anspruch der Fusion neuzeitlicher, tradierter Systeme zur Klangerzeugung (Synthesizer) und der Archaik ritueller Gegenständlichkeit, bei maximaler didaktischer Simplizität.